Zwei Drittel des Kulturetas sind in Deutschland für Opern, Theater, Bibliotheken und Museen bestimmt. Das ist zu viel, sagt Musiker Jonas Schubert. Sein Argument: Kleinere Festivals stehen vor dem Aus. Sie haben genauso Anspruch, gefördert zu werden.

15 Milliarden Euro fließen jährlich in die Kulturszene in Deutschland. Das sind ungefähr 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, sagt Vladimir Balzer aus dem Deutschlandfunk-Hauptstadtstudio. Im internationalen Vergleich steht Deutschland damit ganz gut dar, sagt der Journalist.

Gibt es wichtigere und weniger wichtige Kultur?

Jonas Schubert ist von dieser Verteilung überhaupt nicht überzeugt. Er empfindet es als unfair. Der Sänger von OK Kid und Mitbegründer des Festivals "Stadt ohne Meer" in Gießen sagt, dass vor allem kleinere Festivals ums Überleben kämpfen.

2025, erzählt er, seien rund 80 Prozent der Tickets weggegangen. Das klingt eigentlich gut, aber um die Kosten zu decken, reiche es bei weitem nicht aus. Das ganze Gespräch mit ihm gibt es hier.

"Rund zwei Drittel des Geldes fließen in klassische Kultur, also Theater, Oper, Museen, Philharmonien und Bibliotheken."
Vladimir Balzer, Deutschlandfunk-Hauptstadtstudio

Die Veranstalter des Festivals Maifeld Derby in Mannheim haben eine ähnliche Erfahrung gemacht und ziehen Konsequenzen: Das Festival soll 2025 zum letzten Mal stattfinden.

"Wir müssen fast ausverkauft sein, um kein Minus zu machen."
Jonas Schubert, Sänger von OK Kid und Mitbegründer des Festivals "Stadt ohne Meer"

Jonas Schubert sagt, dass das Problem zum einen an den grundsätzlich gestiegenen Preisen im Livemusik-Bereich liegt und daran, dass große und beliebte Bands viel Kohle für ihren Auftritt haben wollen – auch von kleineren Festivals. Doch diese können so hohe Beträge nicht aufbringen. Daher fordert Jonas Schubert mehr finanzielle Unterstützung vom Staat oder eine aus seiner Sicht gerechtere Umverteilung des Geldes für Kultur in Deutschland.

Den Musiker ärgert es, dass die Kölner Oper mit einer Milliarde Euro subventioniert werde, während es für Festivals vier Millionen Euro gebe. Zu diesem Vorwurf merkt Vladimir Balzer an: Dieses Geld ist für die Sanierung der Kölner Oper - die immer teurer wurde - bestimmt, stammt also nicht aus dem Kulturetat. Das zu unterscheiden ist wichtig, sagt er.

"Welche Relevanz hat eine Oper in einer Stadt im Vergleich zu einer gesamten Festivallandschaft in Deutschland?"
Jonas Schubert, Sänger von OK Kid und Mitbegründer des Festivals "Stadt ohne Meer"

Doch es stimmt, sagt Vladimir Balzer: "Hochkultur bekommt überproportional viel von dem Geld, das der Staat für die Kultur vorgesehen hat." Doch das hat einen Grund, führt der Journalist weiter aus: Opern, Theater, Museen und Bibliotheken müssten das ganze Jahr über finanziert werden. Es braucht Geld für Mieten, Stromkosten, Technik, Kostüme, aber auch Gehälter für die Mitarbeiter*innen und das Ensemble. Und das überall in Deutschland.

"Vielleicht bin ich ein bisschen konservativ, aber ich sage: Oper gehört zur kulturellen Tradition in diesem Land."
Vladimir Balzer, Deutschlandfunk-Hauptstadtstudio

Jonas Schubert findet es dennoch unfair, dass einige Bereich in der Kultur als wichtiger gelten als andere. Er ist enttäuscht von der Politik, die den Wert und den Beitrag kleinerer Festivals nicht sieht.

Shownotes
Oper vs. Festival
Ist das Geld für Kultur gerecht verteilt?
vom 27. Mai 2025
Moderation: 
Kristin Mockenhaupt
Gesprächspartner: 
Vladimir Balzer, Deutschlandfunk-Hauptstadtstudio